C&C1 Win95-Edition unter Linux mit Multiplayer-Unterstützung
Ich weiß, mit dem Gamepass der jeweiligen Spieleschmiede lässt sich eigentlich jedes alte Computerspiel unter einem modernen Betriebssystem zum Fliegen bringen.
Aber diejenigen, die Spaß daran haben, das verstaubte Spiel von vor 15 Jahren mal wieder anzuzocken und dabei noch etwas basteln wollen, werden hier vielleicht fündig.
Dieses HowTo zeigt wie man die Windows 95-Edition von Command & Conquer – der Tiberiumkonflikt unter Linux zum Laufen bringt, inkl. der Netzwerk-Unterstützung für Multiplayer-Gaming.
Die folgenden Schritte setzen auf einer Ubuntu-Distro auf, lassen sich aber für den versierten Benutzer auch auf andere Distributionen leicht übertragen.
Was brauchen wir dafür
- Die ISO-Dateien der C&C95-CDs
- installierten CDEmu-Daemon
- PlayOnLinux-/Wine-Umgebung
- ipxemu – ein IPX auf UDP/IP-Umsetzer
CDEmu-Daemon installieren
Bei CDEmu handelt es sich um die Linux-Version des unter Windows als Daemon-Tool bekannten CD-Emulators. Unter einer aktuellen Linux-Distribution lassen sich zwar CD-Images ohne Probleme einbinden, jedoch sind hierbei die Laufwerksbefehle nicht implementiert. Ältere Spiele können somit nicht prüfen, ob die (Original-)CD eingelegt ist und verweigern daraufhin den Start.
CDEmu muss aus Fremdquellen nachinstalliert werden.
Achtung! Fremdquellen können die Linux-Installation ggf. negativ beeinträchtigen!
sudo apt-add-repository ppa:cdemu/ppa
sudo apt-get install cdemu-daemon cdemu-client gcdemu
Nach erfolgter Installation kann man den gCDEmu starten, der sich über das gleiche Symbol in der Taskleiste bedienen lässt.
PlayOnLinux installieren
Um Windows-Programme unter Linux zu betreiben hat sich der API-Emulator Wine etabliert. Wer aber komplexere Programme oder gar Spiele unter Wine ausführen will, tut sich mit PlayOnLinux leichter.
Bei PlayOnLinux handelt es sich um einen graphischen Toolkit, der um den API-Emulator herum gebaut wurde. Mit diesem können mehrere Wine-Container getrennt voneinander verwaltet werden. Desweiteren gibt es Templates, die einen bei der Installation bestimmter Programme unterstützen.
Seit Ubuntu 16.04 kann man PlayOnLinux direkt installieren. Wer es aktuell mag, kann das aktuelle PlayOnLinux aus den Fremquellen installieren. Im HowTo wird von der aktuellen Version ausgegangen.
Achtung! Fremdquellen können die Linux-Installation ggf. negativ beeinträchtigen!
wget -q "http://deb.playonlinux.com/public.gpg" -O- | sudo apt-key add - sudo wget "http://deb.playonlinux.com/playonlinux_$(lsb_release -cs).list" -O /etc/apt/sources.list.d/playonlinux.list sudo apt-get install playonlinux
Es geht los – wir installieren C&C
Dazu gCDEmu starten, auf das Icon in der Taskleiste klicken und das leere CD-Laufwerk auswählen.

Dann auf Laden klicken und die ISO-Datei auswählen. Anschließend im Gnome Datei-Browser auf das virtuelle CD-Laufwerk klicken, damit der Inhalt angezeigt wird. Dadurch ist die CD eingelegt.

Nun starten wir PlayOnLinux .

Dann auf Konfigurieren klicken. Mit Anschließendem klicken von Neu erstellen wir eine neuen Wine-Container. Den Assistenten einfach durchklicken und den Namen für das virtuelle Laufwerk vergeben.





Anschließend will Wine noch ein paar Pakete herunterladen und installieren. Das geht in Ordnung. Abschließend sollte man in der folgenden Übersicht landen.

Bei Wine-Version klicken wir auf das + und installieren die aktuelle Wine-Version (x86) nach, indem wir diese markieren und auf > klicken.

Anschließend schalten wir das virtuelle Laufwerk auf die aktuelle Wine-Version um.

Nun auf die Registerkarte Wine wechseln und dann auf Wine konfigurieren. Durch den Versions-Wechsel kann es nun erneut zum Nachladen von Komponenten kommen.
Wie man sich schon denken kann, wird die Win95-Edition eines Spiels nicht unter einer Windows 7-Emulation starten. Aus diesem Grund schalten wir Wine auf Windows 98 um, dann OK. Nun starten wir das Control Panel.


Nun Software starten, das emulierte CD-Laufwerk auswählen und die setup.exe ausführen. Daraufhin startet der C&C-Installer, den man einfach durchklicken kann. Die DirectX-Treiber wählen wir ab, die können wir bei Bedarf über PlayOnLinux separat nachinstallieren. Den Westwood-Chat installieren wir ebenfalls nicht.





Zurück in PlayOnLinux wählen wir die Registerkarte Allgemein und bauen einen Starter für unser neu installiertes Spiel C&C95.EXE. Einen weiteren Starter wollen wir nicht anlegen.

Nun können wir die PlayOnLinux-Konfiguration schließen, C&C95 starten und ein bisschen anzocken.

Den IPX-Emulator nachinstallieren für Multiplayer-Spiele
Für Multiplayer-Spiele innerhalb des lokalen Netzwerks war bis Ende der 90er Jahre das IPX-Protokoll von Novell der Quasistandard. Heute ist dieses Protokoll praktisch nicht mehr im Einsatz und es gibt für die meisten modernen Betriebssystemen keine Implementierung.
Das ipxemu-Projekt hat sich dessen angenommen und einen IPX-UDP/IP-Wrapper implementiert. Dabei handelt es sich um zwei DLLs, die in das Programmverzeichnis von C&C1 entpackt werden müssen. Unter Windows würde dies bereits ausreichen, die DLLs würden beim Programmstart angezogen. Unter Wine müssen wir die DLLs via Hook anziehen.
Als erstes laden wir das ipxemu-1.0.x.zip herunter. Anschließen benennen wir die thipx32.dll innerhalb des Westwood-Programmverzeichnisses um.
Hierzu öffnen wir innerhalb des User-Homes das Verzeichnis PlayOnLinux’s virtual drives und wechseln anschließend in den Pfad C_C95 ==> drive_c ==> WESTWOOD ==> C&C95 ==> C&C95.EXE .


Nun benennen wir die Datei THIPX32.DLL um in z.B. THIPX32.DLL.bak. Anschließend entpacken wir die DLLs im heruntergeladenen ZIP-Archiv und kopieren diese in das Programm-Verzeichnis.

Nun müssen wir den Library-Hook vornehmen. Dazu öffnen wir PlayOnLinux und wechseln in Konfigurieren C_C95, Registerkarte Wine und starten Wine konfigurieren.

Jetzt in die Registerkarte Bibliotheken wechseln und einen Hook für *wsock32 (Native, dann Builtin) erstellen.


Abschließend wechselt man ins PlayOnLinux-Hauptmenü und startet C&C95. Nun kann man in den Mehrspielermodus wechseln und -sofern die DLLs angezogen werden- das Netzwerkspieler-Menü starten.


Auch wenn man sich unter Stabilität etwas anderes vorstellt, d.h. häufiges Herumstellen in den Menüs belohnt das Spiel mit einem Freeze, es ist tatsächlich spielbar. Vorausgesetzt, man spielt nicht auf einem 24″-Monitor. 😉

Das HowTo eignet sich durchaus auch für andere ältere Windows-Spiele. Der IPX-Wrapper scheint jedoch in erster Linie für Spiele von Westwood bzw. Origin gebaut zu sein.
Quellen
CDEmu
https://cdemu.sourceforge.io/about/daemon/
https://wiki.ubuntuusers.de/CDEmu/
PlayOnLinux
http://wiki.playonlinux.com/index.php/Installing_PlayOnLinux
https://wiki.ubuntuusers.de/Spiele/PlayOnLinux/
ipxemu
https://sourceforge.net/projects/ipxemu/files/
Schreibe einen Kommentar